Montag, Februar 27, 2006

Das alte Rathaus in Esslingen


Rom als Hauptstadt des römischen Imperiums

Rom als Hauptstadt des römischen Imperiums

Von der römischen Republik bis zur Spätantike

Nach dem Ende der etruskischen Vorherrschaft wurde Rom zur Republik mit Senat und Konsuln. Im 4. Und 5. Jahrhundert musste sich Rom jedoch weiterhin gegen Etrusker, Kelten und Latiner zu Wehr setzen. Der Tempel von Castor und Pollux im Forum Romanum zeugte als Siegesdenkmal für die 499 gewonnene Schlacht gegen die Latiner. Da die neue Regierung jedoch allein auf der Macht des patrizischen Adels beruhte, verlangte das Volk, die Plebejer, mehr Mitspracherecht. Nach langen Auseinandersetzungen und der Androhung der Sezession beugten sich die Patrizier dem Druck des Populus, wodurch das römische Gemeinwesen zusammenwuchs. 450 wurden die Rechte der Plebejer in den sogenannten Zwölf-Tafel-Gesetzen festgehalten und im Forum Romanum aufgestellt. Das Forum Romanum selbst entstand durch die Trockenlegung eines zwischen vier Stadtteilen gelegenen Tales und wurde zum ersten Zentrum monumentaler Baukunst. Hier entstanden ab Anfang des zweiten Jahrhunderts die ersten Basilika. Ausserhalb des eigentlichen Stadtgebietes lag der Kapitolshügel, welcher die Bedeutung einer Akropolis erhielt, ausserdem der Aventin, der den Plebejern 454 zugesprochen wurde. Das aufstrebende Rom wurde von Konsuln, Prätoren, Quästoren, Censoren und Ädilen regiert. Roms Reichtum war vor allem der Landwirtschaft zu verdanken, da Handel und Gewerbe damals noch wenig entwickelt waren. Mit dem Bau von Saturntempel und Claudius Aquädukt entstehen die ersten monumentalen Bauwerke in der Stadt. Aufgrund einer schriftlichen Überlieferung (Varro) ist die Grösse der Stadt mit vier Stadtteilen und einer Stadtmauer bekannt. Mit einer Fläche von 285 ha war Rom damals schon die grösste Stadt der Halbinsel. Mit der Beendigung der Ständekämpfe konnte sich eine Führungsschicht, die Nobilität, etablieren.

Bereits zu Anfang des vierten Jahrhunderts wurde die Stadtmauer angelegt. In diesem Pomerium genannten Bereich durfte keine militärische Macht ausgeübt werden, auch die Errichtung von Tempeln für fremde Gottheiten war verboten. Diese Mauer schloss das Marsfeld zunächst nicht ein, sondern nur die sieben Hügel.
Parallel zur Konsolidierung und Entwicklung im Inneren vergrösserte Rom sein Herrschaftsgebiet und eroberte Städte im etruskischen Gebiet. Im Jahre 396 konnte die vor den Toren Roms gelegene etruskische Stadt Veji, nach zehnjähriger Belagerung erobert werden.

Der Einfall der Gallier (387) brachte den Vormarschs Roms zum Erliegen. Lediglich der kapitolinische Hügel konnte vor der Zerstörung durch die Gallier bewahrt werden. Der Wiederaufbau der Stadt, die nach Servius Tullis benannte Stadtmauer wurde unmittelbar nach der Zerstörung in der selben Struktur wieder aufgebaut (377) und um die Jahrhundertmitte abgeschlossen sollte noch Jahrzehnte andauern. Zum wiederaufgebauten Rom gehörten nun auch Aventin und Kapitol, sowie ein Teil der nördlich des Quirinals gelegenen Hochebene.
Mit einer Fläche von nunmehr 426 ha war Rom grösser als Athen und nahm zunehmend den Charakter einer Grossstadt an. 329 wurde im Tal zwischen Aventin und Palatin mit dem Bau des Circus Maximus begonnen. Das erste unter Claudius erbaute Aquädukt (Aqua Appia) aus dem Jahre 312 diente zur Versorgung der höher gelegenen Stadtteile. Auf dem bisher für das Militär vorbehaltenen Fläche des Marsfeld (Campus Martius) wurden erste Bauten errichtet: der Circus Flaminius (221), der Porticus Metelle (149) und das Theatrum Pompei (um 50). Das Forum wurde ausgebaut und mit Basilika umgeben fortan mussten die Bürger ihren Geschäften nicht mehr im Freien nachgehen. Die erste Basilika, Portia wurde 184 gebaut, mit Ausnahme der Emilia (179) ist heute jedoch keine dieser mehr erhalten. Auf dem Kapitol und im restlichen Stadtgebiet wurden zahlreiche Tempel erbaut, das Tiberufer unterhalb des Aventin wurde zu einem Emporium (Marktplatz) umgestaltet. Mit dem Bau der Via Appia (312) unter Claudius Caecus konnte Rom erneut expandieren, das System der strahlenförmig von Rom ausgehenden Strassen entstand. Eine dieser Strasse, die antike Via Flaminia ist heute noch in der Via del Corso ablesbar. Die öffentlichen Bauten und Plätze der Stadt wurden nun zunehmend mit Bronzestatuen geschmückt, so fertigten Künstler die kolossalen Statuen des Herkules sowie des Jupiter auf dem Kapitol.
Heute sind noch die Fundamente der Tempelgruppe am Forum Holitorium und am Forum Boarium erhalten. Das Forum Boarium lag im Schnittpunkt einer wichtigen Stadtachse, von dort führte eine Handelsstrasse nach Süden. Das Achsenkreuz mit dem Handelsplatz Forum Boarium und dem Forum Romanum mit Palatin und Kapitol als politischem Zentrum war damit festgelegt.

Nach der Unterwerfung der Etrusker und der griechischen Besitzungen im Jahre 272 war Rom die herrschende Kraft auf der Halbinsel und konnte sich der Expansion im Mittelmeerraum widmen. Die Expansion nach Gallien und Hispanien führt sehr bald zum Konflikt mit Karthago, die ersten beiden daraus resultierenden Punischen Kriege (264-241 und 214-201) brachten Rom an den Rande des Untergangs. Der karthagische Feldherr Hannibal hatte die Alpen von Iberien aus kommend überquert und drang nun nach Italien vor. Nach der für Karthago siegreichen Schlacht am Trasimener See drohte ein direkter Angriff Hannibals auf Rom, der jedoch ausblieb. In der Schlacht von Cannae (216) wurden die Römer vernichtend geschlagen, es gab auf italienischem Boden praktisch kein römisches Heer mehr, doch Hannibal griff Rom wiederum nicht direkt an, obwohl ihm die Einnahme der Stadt sicher gelungen wäre. Dies war vermutlich der entscheidende Fehler, welcher Karthago letztlich von der Landkarte verschwinden liess. Der dritte Punische Krieg (149-146) führte zum Sieg Roms über Karthago, welches in der Provinz Africa aufging.
Mit Tarent fiel 272 der letzte Widersacher Roms und Süditalien. Rom sicherte seine Herrschaft ab 225 durch 700.000 Infanteristen und 70.000 Reiter ab.
Noch bedeutender als die Eroberungen im Westen jedoch waren die siegreichen Illyrischen Kriege (229-219) welche Rom mit den materiellen und kulturellen Reichtümern der hellenischen Zivilisation in Berührung brachten. Die Expansion nach Osten hatte enorme Auswirkungen auf die Entwicklung Roms und führt zu einer Hellenisierung des agrarisch ausgerichteten Stadtstaates. Literatur und Theater gelangten unter griechischer Anleitung zu einem ersten Höhepunkt.
Die riesige Kriegsbeute ermöglichte eine intensive wirtschaftliche Tätigkeit, der Hafen in Ostia wurde ausgebaut, das Strassennetz verbessert, erste Märkte entstanden und der Überseehandel erblühte.
Die letzen beiden Jahrhunderte der Republik sind für die Stadt von enormer wirtschaftlicher, sozialer und städtebaulicher Bedeutung. In Folge der starken Einwanderung entstanden die sogenannten Insulae, Wohnviertel mit mehrgeschossigen Mietshäusern. Forum Romanum, Forum Boarium, Kapitol und Marsfeld wurden um zahlreiche öffentliche Bauten, vor allem Tempel bereichert. Zur Versorgung der wachsenden Stadt wurden Magazine sowie ein Stadthafen errichtet. Parallel entstanden zunehmend Wohnhäuser (Domus) der wohlhabenden Bürger, welche nach hellenischem Vorbild mit einem Peristyl ergänzt wurden und mit Wandmalereien, Statuen, vergoldeten Stuckdecken, sowie Marmor- und Mosaikfussböden ausgestattet waren. Die Wohnviertel der Aristokratie befanden sich auf dem Kapitol und am Südende des Forum. Villen und Gartenanlagen (u.a. Gärten des Maecenas auf dem Esquillin) prägten das Bild der Stadt. Der Bau von Aquädukten und Strassen wurde forciert. Cato initiierte den Bau eines verbesserten Kanalisationssystemes, Ostia wurde als Hafenstadt ausgebaut, Waren wurden über den Tiber nach Rom transportiert und auf Märkten angeboten. Die Stadt begann sich über die alten Grenzen hinaus auszudehnen. Rom mit seinen rund 100.000 Einwohnern entwickelte sich zu einem Handelsplatz von Weltrang.

Dank der Eroberungszüge während dieser Jahre flossen zahlreiche Münzen und Edelmetalle, hauptsächlich Kriegsbeute und Reparationszahlungen nach Rom. Der Hauptteil dieses neuen Reichtums landete vornehmlich bei den Senatoren und ihren verwandten Familien. Hierdurch wuchs die Kluft zwischen den wohlhabenden und den armen Bevölkerungsteilen, welcher der Senat mit dem Beschluss eine Vermögenssteuer (Tributum) einzuführen entgegenwirken wollte. Die Römer sahen es jedoch nicht ein, eine solche Steuer zu entrichten, somit wurden die Bürger Roms, im Gegensatz zu den Bürgern der Provinz, von dieser Steuer befreit.
Rom war mittlerweile die grösste Stadt der westlichen Welt geworden und mit der Zunahme des Wohlstandes nahmen auch neue Bauvorhaben zunehmend monumentale Ausmasse an. Im Laufe der Zeit bildete sich eine eigenständige römische Architektur heraus, welche etruskische mit hellenischen Vorbildern vereinte. Der hellenische Einfluss offenbarte sich in der Vorliebe für Kolonnaden und Basilika, die nun an stelle der Verkaufsstände am Rande des Forums traten, sie dienten als Märkte, Gerichtssäle und Versammlungsräume. Das erste Gebäude dieser Art war die Basilica Porcia (184), die Cato trotz seiner Ablehnung alles Griechischen bauen liess. Bald entstanden in Rom weitere Basilika in ähnlichem Stil. Später, im ersten Jahrhundert, entstanden Basilika mit Rundbögen, welche an Stelle für die frühen Basilika typischen Architrave traten. Es gab zwar schon bei Etruskern und Griechen Rundbögen, doch erst in Rom entwickelten sich diese zu einem charakteristischen Bauelement. Schliesslich entwickelte sich der Bogen, abgelöst von Arkaden und Bauten, zum freistehenden, als Denkmal errichteten monumentalen Torbogen und ist als rein römische Schöpfung zu betrachten. Die ersten beiden Triumphbögen wurden zur Feier des Sieges römischer Truppen in Spanien im Jahre 196 errichtet. Die Entwicklung bei der Konstruktion von Torbögen, Arkaden, Altarnischen und Gewölben ermöglichte sich erst mit der Erfindung des Mörtels und liess die Architektur in ein neues Stadium eintreten. Die Verwendung von Mörtel lässt sich bei dem 193 erbauten Porticus Aemilia nachweisen, sicher ist aber auch, dass Mörtel erst einige Jahrzehnte später in grösseren Mengen verwandt wurde.Den Griechen war bereits ein Jahrhundert zuvor eine aus Kalk, Wasser und Sand bestehende Mauerspeise bekannt, dennoch nutzten erst die Römer diese in grösserem Umfang, nach der Entdeckung, dass es im Boden eine für diese Zwecke bestens geeignete, pulverisierte Mischung aus vulkanischer Asche und Lehm gab. Diese wurde als „puzzolana“ (nach dem Ort Puteoli bei Neapel) bezeichnet. Mischte man reinen Kalk in einem Kalkofen mit Puzzolan, erhielt man aus der geschmolzenen Masse einen haltbaren und festen Mörtel. Diese Mischung wurde über eine Masse zerkleinerter Ziegel oder zerschlagenen Bimses gegossen, wobei die Bestandteile genau aufeinander gewichtet wurden. Daraus entstand eine harte, kompakte, beinahe unzerstörbare Masse, die allen Belastungen gewachsen war, sich in Wasser nicht löste und Mauerfugen nicht dehnte. Diese Mauermasse wurde üblicherweise mit Marmor oder anderem Gestein verkleidet.
Bevor die Römer über solche Mittel verfügten, mussten Bögen viel vorsichtiger ausgeführt werden. So entstand 144 der erste Aquädukt, die Aqua Marcia mit weitgeschwungenen Bögen, welche die Stadt aus einer 45 Kilometer entfernten Quelle versorgte. Die Wasserleitung selbst war schon mit Mörtel ausgekleidet, aber erst beim Bau späterer Aquädukte wurde das Material auch für die Bögen verwandt. Die Aqua Marcia war ein Beispiel für den ausgeprägten Sinn der Römer für dauerhafte und nützliche Einrichtungen. So wurden auch die Strassen in der Stadt ausgebaut und mit hartem Lavagestein aus dem Albanergebirge gepflastert. An die Stelle der Holzbrücke über den Tiber trat 179 die Aemlilianische Brücke, welche auf zwei steinernen Pfeilern ruhte.
Die stetig wachsende Bevölkerung lebte zum grössten Teil in zusammengezimmerten, lichtlosen Holzhäusern ohne Heizung, Kochgelegenheit oder Wasserversorgung. Diese leichten Bauten wurden oft ein Raub der Flammen oder des Tiberhochwassers. Die Wasserversorgung war in erster Linie für die Versorgung der Öffentlichkeit und nicht für die Bedienung von Privathäusern bestimmt. Die Häuser der wohlhabenderen Bürger waren zur Strasse hin schmucklos und von als Läden dienenden Öffnungen unterbrochen. Die Innenräume gruppierten sich um ein Atrium. Die Grundidee hierfür ist vermutlich etruskischen Ursprunges.
In der römischen Architektur wurde oft in Systemen gedacht, was beim Städtebau und vor allem der Plattgestaltung deutlich wird. Der Nutzbau, vor allem der Aquädukt, aber auch der Bau von Thermen und Amphitheatern hatte in Rom einen höheren Stellenwert als in Griechenland.