Mittwoch, Januar 04, 2006

Der Stadtgrundriss von Stuttgart


Rein zufällig habe ich mich mit dem Stadtgrundriss von Stuttgart auseinandergesetzt. Ich erwartete dabei auch nicht viel, das Ergebnis war dennoch etwas überraschend.Schon seit längerem habe ich mich gefragt, wieso das Hospitalviertel einen schachbrettartigen Grundriss aufweist. Daher habe ich zunächst die Strassen nach Norden und Westen linear verlängert, kam dabei aber zu keinem vernünftigen Schluss. Aus Neugierde nahm ich mir sodann die eigentliche Altstadt vor und fand dort auch mehrere Bogenformationen (R1-R5), nachdem ich die dazugehörigen Mittelpunkte (M1-M5) eingezeichnet hatte, war ich überrascht, denn diese scheinen alle mit geringen Abweichungen auf einer Achse zu liegen. Diese Tatsache spornte mich nun an, ein Basisrechteck zu finden. Da diese Karte nicht rein maszstäblich ist, konnte ich nicht in Fuss messe und probierte anhand willkürlich von mir gesetzter Tore (T1a, T1b, T2, T3) ein Rechteck zu finden (rosa). Tatsächlich konnte ich eines finden und verglich dieses dann mit einer Thaleskontruktion, da dieses nicht von solch einer beschrieben wird, verlängerte ich die Längsseite zur Thaleskontruktion (schwarz). Damit habe ich nun zwei Basisrechtecke zur Verfügung, und weiss nicht, welches das richtigere sein könnte.

Für das rosa Rechteck spricht folgendes:
Die Nähe des Mittelpunktes zur Achse M2-M5
Die Lage von Tor 3
Die westliche Kante (Königstrasse)
Dagegen spricht die Lage von Tor 1b, meiner Kenntnis nach gab es das Tor 1a tatsächlich, es ist schliesslich noch im Prinzenbau vorhanden.

Für das schwarze Rechteck spricht:Die Lage des Tores 1a
Die Lage des Tores des alten Schlosses in Verbindung mit der Achse a
Die Umschreibung durch den Thaleskreis.
Dagegen spricht die Lage von T3 und der von der Achse M2-M5 abweichende Mittelpunkt.

Somit kann ich nicht eindeutig sagen, ob es sich bei der von mir vermuteten Konstruktion um ein Basisrechteck handelt. Auffällig jedoch ist die Achse a, die in beiden Fällen genau auf dem westlichen Drittel liegt und sich mit der Nordkante des schwarzen Rechtecks im Tor des alten Schlosses schneidet. Hierbei kann es sich kaum um einen Zufall handeln.
Bei der Unterteilung des schwarzen Rechtecks in zwölf Quadrate (die Abweichungen im Osten beruhen auf dem Zeichenprogramm) fällt auf, dass sie an der Königstrasse jeweils in die Nähe einer unbebauten Stellen fallen.

Die Kreisbogen im Stadtbild sind offensichtlich, vor allem die Eberhardstrasse (R2) sticht hier heraus. Der Marktplatz scheint ebenfalls eingemessen (R2 und R3)zu sein, wobei die Häuser im Westen der Nordseite etwas in den Platz hineinragen.

In der Esslinger Vorstadt konnte ich bisher keine Zusammenhänge feststellen, einzig auffällig ist, dass der Wilhelmsplatz von einer Thaleskonstruktion umschrieben werden kann, auch wenn, so vermute ich doch, dieser nicht vollständig Teil der Stadt gewesen sein kann, eine Mauer hätte diese im Osten schneiden müssen. Die türkisen Linien im Plan sind also nicht weiter verfolgte Ansätze.

Somit widmete ich mich wieder der reichen Vorstadt, nach langem Suchen stellte ich fest, dass sich die Ausgangspunkte der dunkelblauen Linien alle mit einer Geraden verbinden lassen. Für die hellblauen Linien habe ich noch keine Erklärung. Eher aus Neugierde legte ich an die eben gefundene Gerade ein gleichseitiges Dreieck an und war vom Ergebnis sehr überrascht, denn das Dreick liegt im Osten nahe P3 des Basisrechtecks. Der Südliche Punkt P scheint eine Verlägerung der Achse M6-M7 zu sein. Welche wiederum parallel zur nördlichsten Achse des Hospitalviertels liegt. Insgesamt scheint dieses grosse Dreieck (dunkelgrün) aber keinen Sinn zu machen, es passt nicht so recht in das Konstrukt hinein.

Ob ich mit meiner Vermutung, die Stadt Stuttgart sei professionell eingemessen worden richtig liege, kann gegenwärtig nicht sagen, doch so viele Zufälle sind unwahrscheinlich. Was gegen eine Planung spricht, sind allerdings die riesigen Distanzen, die zur Einmessung des Hospitalviertels vonnöten waren.

Insgesamt beruht meine These auf Prämissen, die Vorlage ist ein kopierter Stadtplan von 1855, welcher zur Digitalisierung ohne Stativ abfotografiert wurde. Es müssen zahlreiche Ungenauigkeiten und Verzerrungen im Meterbereich enthalten sein, dennoch meine ich, dass der Grundsatz dadurch kaum verletzt werden kann. Zu auffällig ist die Lage der Achse a an der Westseite des alten Schlosses und die Schnurgerade Königstrasse war mir seit jeher ein Rätsel. Ich denke, es sind noch zahlreiche Ungenauigkeiten in meinen Plänen vorhanden, ob meine Theorie sich bewahrheiten lässt, wird sich wohl erst nach einer genauen Analyse mit exakten Plänen zeigen.
Dennoch möchte ich diese Entdeckung der Öffentlichkeit nicht vorenthalten.